Am Anfang steht die Buchidee, gefolgt von einem Haufen Angst. Gemeinsam sehen wir uns die Ängste eines Buchschreibers an und zeigen dir, wie du sie lösen kannst.
Jedes Buch beginnt mit Angst. Angst vor dem Neuen, Angst zu versagen, Angst vor der Meinung anderer, Angst abgelehnt zu werden. Du kannst die Aufzählung sicherlich weiterführen. Jeder, der am Anfang eines Buches steht, wird das können. Weil es menschlich ist. Wir tragen die Angst als Urinstinkt in uns. Und da ein Buch zu schreiben doch etwas Außergewöhnliches ist, darf man ruhig ein bisschen Schiss davor haben. Also klopf dir mal auf die Schulter und sei stolz auf dich, dass du überhaupt das Projekt Buchschreiben in dein Leben gelassen hast. Das macht dich nämlich außergewöhnlich.
Jetzt müssen wir nur noch das mit der Angst hinbekommen. Aber bevor wir starten, möchten wir dir sagen, du bist nicht allein. Als wir unsere ersten Bücher schrieben, war das Ungewisse unser ständiger Begleiter. Andrea und Thomas kommen beide aus dem Journalismus, sie wussten also schon, dass sie ein paar gerade Sätze auf Zeitschriften-Papier bringen konnten. Allerdings mussten sie erkennen, dass die Kategorie Buchschreiben noch einmal ein ganz anderes Handwerk verlangt als ein journalistischer Artikel. Die Angst vor Neuem stand als großes Ungetüm vor ihnen. Was tun? Weitermachen. Lernen. Probieren. Scheitern. Weiterlernen. Weiterschreiben. Das war der Prozess. Und ist er immer noch. Gerade beim Schreiben lernt man nie aus. Jedes Buch ist ein neues Werk, das wieder ganz andere Ansprüche hat als das davor. Das ist die gute und die schlechte Nachricht. Das Geheimnis ist anzufangen. Also legen wir los.
Am Anfang war die Idee
Plötzlich fährt sie ein, wie ein Blitz in den Boden, diese geniale Idee. Sie lässt all deine Gehirnareale erschüttern, saust mit Lichtgeschwindigkeit durch die Nervenbahnen, die Synapsen überschlagen sich in ihrer Mission sofort neue Gedankenbrücken zu bauen. Zumindest machen das anständige Ideen so. Und dann reagiert langsam auch der träge Körper auf deinen Einfall. Die Mundwinkel pfeifen auf die Schwerkraft und ziehen sich hoch, die Augenbrauen machen es ihnen nach. Ein Jucherzer entweicht deinen Lippen, ein Arm fährt hoch, die Faust geballt.
Gratuliere, du hast soeben eine Eingabe der Superlative gehabt. Wenn deine Buchidee mit solchem Karacho bei dir einfährt, dann ist es die richtige.
Okay, wir müssen zugeben, nicht jede Buchidee ist ein derartiger Blitzeinschlag. Manchmal ziert sich das Genie, und es lässt nur einen kleinen Samen fallen, der langsam wächst und regelmäßig gegossen und gepflegt werden muss. Deshalb ist die Idee allerdings nicht weniger gut. Sie braucht nur mehr Zeit, um sich zu entwickeln.
Was aber so oder so aufkeimen wird, egal auf welche Weise der Einfall kommt, ist die Angst. In all ihren Facetten wird sie dich davon abhalten wollen, dein Vorhaben bis zum Ende durchzuführen. Und da sich ein Buch nicht in zwei Tagen schreibt – sogar wir brauchen zwei Wochen – hat sie genug Zeit, sich immer wieder breitzumachen. Und das kann sich unterschiedlich zeigen.
Vier Zustände der Angst
Wer sich seiner Angst hingibt, läuft Gefahr, sich von ihrer destruktiven Kraft in verschiedene Zustände drängen zu lassen:
Die Lähmung. Statt an seinem Schreibtisch zu sitzen, seine Idee zu strukturieren und einen Plan für das Buch zu machen, tut man nichts. Rein gar nichts. Man ist wie erstarrt. Es gibt kein Vorwärts und kein Rückwärts. Die Gedanken stehen still. Um den Schreibtisch wird ein Sicherheitsabstand von fünf Metern eingehalten. Das liebt die Angst. Sie kann in Ruhe vor sich hinwuchern und begräbt bald das ganze Vorhaben unter sich.
Ziellose Anstrengung. Das Problem ist, wenn die Angst weiter wuchert, verdeckt sie, was du eigentlich lösen musst. Du läufst also Gefahr, das falsche Ding anzupacken. Statt deine Buchstruktur zu planen, beginnst du, unzählige Cafés und Kultureinrichtungen herauszusuchen, wo du eine Lesung halten könntest. Dann kommst du drauf, dass du es eigentlich hasst, vor Leuten zu reden und bekommst noch mehr Angst. So schreibt schon der französische Dichter Nicolas Boileau-Despreaux: »Oft führt Angst vor einem Unheil in ein noch schlimmeres.«
Mehr Angst. Schenkst du deinen Befürchtungen zu viel Aufmerksamkeit, kommen noch mehr dazu. Angst ist unersättlich, und wer sie füttert, stärkt sie und zieht sie groß.
Niederlage. Und irgendwann lässt du dein Vorhaben bleiben. Soll das Buch doch wer anderer schreiben. Nur wirst du dann niemals wissen, wie es gewesen wäre, wenn du es doch geschrieben hättest. Der Mangel an Erfahrung führt zu einer Unwissenheit und die wiederum zur Furcht. Am Ende bleibt ein ängstliches Wesen zurück, das doch eigentlich die Idee seines Lebens hatte.
In acht Schritten dein Buch beginnen
Zum Glück gibt es Wege die Furcht zu überwinden, ansonsten gäbe es wohl keinen einzigen Bestseller auf dieser Welt.
1. Schritt: Finde den Grund für deine Angst
Man kann nur lösen, was man angreifen kann. Um deine Angst vor dem eigenen Buch besiegen zu können, musst du erkennen, woher sie kommt und was sie ausmacht.
Das Spannende an unseren Ängsten ist, dass sie unserem Unterbewusstsein entwachsen. Es ist ein riesiger Speicher mit allen Erfahrungen, die wir unser Leben lang gemacht haben, geprägt von unserem Umfeld, von anderen Menschen und von der Kultur unseres Landes. Und dieser Speicher bestimmt nun laut wissenschaftlichen Studien neunzig bis fünfundneunzig Prozent unseres Handelns und Denkens. Weitergesponnen, kann man sagen, dass wir Großteils fremdgesteuert sind.
Möchtest du die Angst also lösen, musst du erkennen, was sie speist. Vielleicht waren es Kritiker an deinen Texten, vielleicht ekelhafte Fantasie-Zerstörer oder es gibt eine tiefere Grundangst als Basis. Das herauszufinden, ist neben dem Buchschreiben ebenfalls eine Lebensaufgabe. Daher wird das parallel laufen müssen. Gehen wir also zu Schritt zwei.
2. Schritt: Gib deine Ängste zu
Es wäre ein Missverständnis zu glauben, dass erfolgreiche Menschen, angefangen bei Buchautoren, keine Angst haben. Sie stellen sich nur die Angst, prüfen sie auf Komma und Buchstabe, schauen, was dran ist und schreiben dann trotzdem ihr Buch. Du musst es also schaffen, trotz der Furcht weiterzuschreiben.
3. Schritt: Akzeptiere die Realität
Manche Ängste basieren auf realistischen Herausforderungen. Zum Beispiel die Angst, dass dein Buch kein Bestseller wird, sondern in den Weiten von Amazon verschwindet. Das könnte zwar eintreffen, aber das kannst du nicht steuern. Der Erfolg deines Buches liegt nicht in deiner Hand, du kannst nur dein Bestes geben, um die Chancen zu erhöhen. Fokussiere dich also drauf, was du kontrollieren kannst.
4. Schritt: Sieh die Angst als Fortschritt
Hier kommt die Angst vor Neuem auf den Punkt. Wenn du so etwas Großes wagen möchtest, wie ein richtig gutes Buch zu schreiben, dann ist das eine neue Aufgabe. Etwas, das du zuvor noch nicht getan hast. Du weißt nicht, ob du damit Erfolg haben wirst oder nicht. Es birgt also ein Risiko in sich. Und aus dem Risiko entsteht Angst. Aber das ist der Preis für Fortschritt. Um es in William Shakespeares Worten zu sagen: »Der ist der Honigwabe nicht wert, der sich des Bienenstocks fernhält, weil die Bienen Stacheln haben.«
5. Schritt: Entfache ein brennendes Verlangen
Erst, wenn du für deine Buchidee brennst wie ein meterhohes Lagerfeuer kannst du die Angst besiegen. Frage dich, warum du eigentlich dieses eine Buch schreiben möchtest. Was ist deine Motivation? Sich während des Entstehungsprozesses immer wieder in Erinnerung zu rufen, warum du überhaupt angefangen hast, ist eine hilfreiche Methode, neues Brennen in dir zu entfachen.
6. Schritt: Kontrolliere, was du in der Hand hast
Viele Umstände in deinem Leben sind vorgegeben. Deine Familie, dein Geburtsort, deine Talente. Nimm sie an und mache das Beste draus. Jeden Tag kannst du an deinem Schreibtalent feilen, dir einen klaren Zeitplan für dein Buchprojekt machen, deine Einstellung zum Buchschreiben überdenken, deine Familie um eine Stunde Pause bitten, um dein Projekt voranzubringen oder eine Buchbegleitung buchen, um nicht allein kämpfen zu müssen. Überwinde deine Angst, indem du änderst, was in deiner Hand liegt.
7. Schritt: Konzentriere dich auf das Heute
Die Angst schafft es, dir alle Probleme auf einmal an den Kopf zu schmeißen. Vom ersten Buchstaben bis zum Kleingedruckten im Verlagsvertrag. Dein Buchprojekt scheint unmöglich, es türmt sich als riesiger, unüberwindbarer Berg aus Wörtern vor dir auf. Allerdings musst du heute den ersten Buchstaben setzen, die erste Silbe, das erste Wort, den ersten Satz, bevor du dir morgen über den zweiten Sorgen machen kannst. Also fokussiere dich auf den Moment. Was kannst du jetzt tun, um deinem Traum vom eigenen Buch näher zu kommen?
8. Schritt: Schreibe immer weiter
Es gehört zu den schönsten Gefühlen im Leben, seine Angst überwunden und dadurch Großes geschafft zu haben. Wenn du zum Beispiel dein eigenes Buch in Händen hältst. Und das Beste daran ist, je öfter man sich überwindet, desto leichter wird es. Mut erzeugt mehr Mut. Eine Buchpublikation führt meistens zu einer zweiten. Deshalb rät uns Mark Twain: »Tue jeden Tag etwas, das du nicht willst.«
Dazu bleibt nicht mehr viel zu sagen, außer: Setz dich hin und schreib dein Buch.
Wir wünschen viel Mut, Tatkraft und gute Ideen.
Dein ICHSCHREIBE-Team
Übrigens, wenn du gerade planst, dein Buch zu beginnen, dann haben wir noch etwas für dich: den Guide durch Die gefährlichen 7. Wir haben dir die sieben typischen Fehler zusammengetragen, die du beim Buchschreiben absolut vermeiden sollst. Und wir zeigen dir, wie du sie vermeidest.
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